
Winnenden
Generalsanierung Lessing-Gymnasium

Weiterentwicklung eines Schulhauses der 70er-Jahre
Bauherr
Große Kreisstadt Winnenden
Fertigstellung
1. BA: Dezember 2021
2. BA: August 2024

Substanz wahren, Potenzial entfalten
Das Lessing-Gymnasium in Winnenden ist Teil einer gewachsenen Bildungslandschaft – ein terrassiertes Schulgebäude der 1970er-Jahre, das lange zwei Schulen beherbergte. Mit der Generalsanierung wurde es behutsam in eine neue Zeit überführt: energetisch, funktional und gestalterisch neu geordnet, ohne seine Identität zu verlieren. Die städtebauliche Präsenz des Gebäudes blieb erhalten.


Innen jedoch wurde vieles neu gedacht: Unterrichtsräume wurden vereinheitlicht, Fachbereiche neu strukturiert, das Foyer geöffnet und als kommunikativer Ort formuliert. Materialien wie Eichenholz, Linoleum und Sichtbeton treten in einen zurückhaltenden Dialog.

Die Gebäudestruktur mit zentraler Treppenhalle und drei Innenhöfen konnte durch ein individuell abgestimmtes Brandschutzkonzept erhalten bleiben. Neue außenliegende Fluchttreppen ermöglichen zusätzliche Rettungswege, ohne die räumliche Offenheit zu beeinträchtigen. Auch die äußere Gestalt wurde mit Respekt vor dem Bestand weiterentwickelt: Die charakteristischen Brüstungsbänder aus Beton wurden saniert, Fensterbänder gezielt reduziert oder durch Faserzementverkleidungen ergänzt.



Ein Fokus der Sanierung lag auf der energetischen Ertüchtigung: Neue Fassaden mit Dreifachverglasung, begrünte Dachflächen, außenliegende Raffstores und eine integrierte Nachtauskühlung verbessern nachhaltig das Raumklima – ganz ohne mechanische Lüftung. Innen sorgen langlebige Materialien und eine robuste Ausstattung für eine dauerhafte Nutzung im schulischen Alltag. Die Unterrichtsräume wurden medientechnisch modernisiert und akustisch optimiert.
Die Umsetzung bei laufendem Schulbetrieb stellte hohe Anforderungen an Planung und Logistik. Ein Interimsstandort sicherte den Schulalltag, während die Baustelle so organisiert wurde, dass Tagesabläufe und Zugänglichkeit weitgehend erhalten blieben. Die Maßnahme entstand in engem Austausch mit der Stadt und der Schulgemeinschaft – als gemeinsamer Prozess des Weiterbauens mit Haltung und Weitblick.

"Ein hervorragendes Beispiel, wie die Bausubstanz von Schulen der 1970er Jahre gewahrt und weiterentwickelt werden kann, ist die behutsame Sanierung dieses Schulgebäudes. Geschickte Eingriffe in die Grundrisse machen die Schule fit für die Lernformate des 21. Jahrhunderts. Integrierte Lüftungselemente in den wertigen Fassaden der Klassenräume ermöglichen eine Lüftung und Nachtauskühlung ohne aufwendige Technik. Die im Wesentlichen sichtbaren Materialien wie Lärchenholz, Linoleum und Sichtbeton wirken durch ihre natürlichen, hellen Farben und verleihen der Schule ein neues, freundliches Ambiente. Auch wenn der Ursprung der Schule in den siebziger Jahren nicht verleugnet wird, entsteht eine Lernlandschaft, die alle Anforderungen des zeitgenössischen Schulbaus auf überzeugende Weise umsetzten kann. Das Gelingen dieser anspruchsvollen Bauaufgabe wird von der Jury ausdrücklich gewürdigt."
Jurybegründung
Auszeichnung Beispielhaftes Bauen 2024 Architektenkammer Baden-Württemberg
